Sören M. Herms

Der 9. November

Ein Tag des Gedenkens und der Verantwortung

Der 9. November ist ein Datum, das uns Deutsche an prägende Wendepunkte unserer Geschichte erinnert – und damit auch an unsere Verantwortung. Er ist mehr als nur ein Gedenktag, er ist eine Mahnung. Der 9. November 1938, die Nacht der Reichspogromnacht, steht für eine Zeit, in der Hass und Unrecht die Oberhand gewannen. Es war ein dunkler Wendepunkt, an dem fundamentale Werte gebrochen wurden. In jener Nacht wurden jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen zerstört. Menschen wurden erniedrigt, entrechtet und inhaftiert, während die Mehrheit der Gesellschaft schwieg. Millionen von Schicksalen waren besiegelt, weil zu viele wegsahen, zu viele sich dem Unrecht beugten und zu wenige dagegen aufstanden.

Heute erinnern wir uns nicht nur an dieses tragische Kapitel der deutschen Geschichte. Wir verstehen das Wort “Schicksal” nicht als ein unausweichliches Resultat, sondern als Konsequenz unserer Entscheidungen und unseres Handelns. Unsere Verantwortung als Gesellschaft und als Individuen wird immer aufs Neue gefordert, denn auch das heutige Miteinander wird davon geprägt, wie wir dem Hass und der Ausgrenzung entgegentreten.

Der 9. November ist jedoch nicht nur ein Tag der Mahnung – er ist auch ein Tag der Hoffnung. Der 9. November 1989, der Tag, an dem die Berliner Mauer fiel, zeigt, dass Schicksal wandelbar ist. Es erinnert uns daran, dass Mauern fallen können, wenn Menschen sich für Freiheit und Würde einsetzen, dass Einheit möglich ist, wenn Menschen nicht aufgeben, an ihre Vision von einer besseren Zukunft zu glauben.

Der 9. November lehrt uns, wachsam zu bleiben. Wachsam gegenüber jeder Form des Antisemitismus, des Rassismus und der Menschenverachtung. Es ist ein Tag, der uns an unsere Verantwortung erinnert, nicht wegzusehen, wenn anderen Unrecht geschieht. Und es ist ein Tag, der uns dazu anspornt, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.

Lasst uns diesen Tag nutzen, um das Schicksal in unsere eigenen Hände zu nehmen und ein gemeinsames Morgen zu gestalten, das auf Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität basiert. Lasst uns das Wort “Schicksal” so umschreiben, dass es uns Hoffnung gibt und uns zur Verantwortung führt.

Der 9. November ist Mahnmal und Wegweiser zugleich – für ein Handeln, das die Erinnerung an die Opfer von Hass und Gewalt lebendig hält und für eine Zukunft, die wir gemeinsam verteidigen.